Ensor Experience Center in Ostende eröffnet

Das Wohnhaus des belgischen Surrealisten wird zum Erlebniszentrum
Wohnhaus des Surrealisten James Ensor, Foto: Nick Decombel

Ostende. Im Juli dieses Jahres wurde das Wohnhaus des belgischen Surrealisten James Ensor in der Ostender Vlaanderenstraat 27 nach zweieinhalbjähriger Renovierung wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seit 1917 bis zu seinem Tod 1949 hatte der international bekannte Künstler, der sem Symbolismus zugeordnet wird, hier - nahe dem Strandboulevard der flämischen Küstenstadt - gelebt. Ab 1952 wurde es vom Verein der Freunde von James Ensor als Museum genutzt. Seit 2008 steht es unter der Ägide des Kunstmuseums MuZEE.

Ausgestattet mit einem Audioguide sehen die Besucher auf dem Weg durch das mehr als 1100 Quadratmeter große Haus in fünf thematisch ausgerichteten Räumen, was Ensor neben seinen Möbeln umgab: Skelette, Fratzen, Monsterwesen und Aussichten, die ihn in seiner Malerei inspirierten und auf seinen Bildern zu entdecken sind. Ensor hatte den Großteil seiner Werke auf dem Dachboden des Hauses seiner Eltern entworfen. Sein dort eingerichtetes Atelier ist in dem neu eröffneten Museum nun im Maßstab 1:2 nachgebildet. Auf kleinstem Raum hat er das mit 2,52 x 4,3 Metern größtes Werk gemalt: "Der Einzug Christi in Brüssel". In seiner Gesamtheit hatte er das Bild, das sich heute im Paul Getty-Museum in Los Angeles befindet, erst mit dem Umzug in die Vlaanderenstraat gesehen. Das Monumentalbild aus dem Jahr 1889 hängt als Reproduktion im blauen Saal des Ensor-Hauses, das größtenteils so erhalten werden konnte, wie es zu Lebzeiten des Künstlers eingerichtet war. Das Bild ist voller Menschen, Totenköpfe und Masken in kreischenden Farben mit Christus mittendrin. Damit habe er der eingebildeten Bougeoisie, dem schlaffen Volk, den begriffsstutzigen Gelehrten und der absurden Welt, den Spiegel vorhalten wollen, wie Ensor sein Meisterwerk einst selbst beschrieb.

Unbekannt, Ensor an seinem Harmonium, 1925, Mu.ZEE, Ostende, Foto: Jeanne Creten-Georges

Kuriosum James Ensor

Ensor hatte das Haus, in dem er mit seinem Diener August Van Yper lebte, von seinem Onkel geerbt, der darin einen Muschel- und Kuriositätenladen führte. Der Maler hat die Schaufensterauslage und Vitrinen mit ihren bizarren Schaustücken unverändert gelassen. Überall trifft man auf Muscheln und ausgestopfte Meerestiere. Auf einigen sollen sogar die Preise von früher noch stehen. Das seltsame Umfeld hat den Maler nachhaltig beeinflusst. So erinnert die skelettartige Figur, die noch heute am Tisch des blauen Salons sitzt, an das Bild „Skelett Chinoiserien betrachtend“, das sich heute in der Sammlung des Wallraf-Richartz-Museums in Köln befindet.

In einem eigenen Bereich des Ensor Experience Center werden erstmals Originalwerke von Ensor wie Zeichnungen und Malereien bis hin zu den für ihn typischen karnevalesken Masken und Puppen gezeigt. Wechselausstellungen, die auf die enge Verbindung zwischen Ensor und seiner Heimatstadt verweisen, ergänzen das museale Angebot. Der skurile Künstler, der seine Heimatstadt nie verlassen hat, bekam umgekehrt immer wieder Besuch von deutschen Kriegs-Exilanten wie Albert Einstein oder Max Beckmann. Ausführliche Informationen auf Deutsch unter: www.ensorstad.be

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