Hergé-Zeichnung für Rekord-Summe versteigert

Mehr als drei Millionen Euro legt Comic-Fan für Tim und Struppi-Cover hin
"Le Lotus Bleu", Foto: Nicolas Maeterlinck, Belga

Das Original-Titelbild des "Tim und Struppi"-Bandes "Le Lotus Bleu" (Der Blaue Lotos) von Hergé ist am Donnerstag (14.1.21) in Paris für 2,6 Millionen Euro versteigert worden (3,2 Millionen mit Gebühren). Nach Angaben des Auktionshauses Artcurial sei dies der höchste Preis, der je für ein Werk von Hergé bei einer Versteigerung bezahlt worden sei. Gleichzeitig sei es auch der Rekord für ein Comic-Werk bei einer Auktion.

Die Geschichte des 34 mal 34 Zentimeter großen Bildes, bei dem der Reporter Tim und sein Hund Struppi in einer asiatischen Vase aus Angst vor einem Drachen kauern, ist ebenso lang wie umstritten. 1936 wurde das Bild von dem damals 29-jährigen Georges Prosper Remi alias Hergé (1907 bis 1983) gemalt. Ost-indische Tinte, Gouache und Aquarellfarben nutzte der berühmte belgische Zeichner für das Cover. Zu teuer für die Reproduktion soll seinerzeit Herausgeber Casterman befunden haben, weshalb Hergé die Zeichnung kurzerhand dessen Sohn Jean-Paul schenkte. Der Siebenjährige soll die Zeichnung gefaltet und in eine Schublade gesteckt haben, wo sie Jahrzehnte später gefunden wurde. So jedenfalls behauptet es die Familie Casterman, die das Bild nun, gut zehn Jahre nach dem Tod (2009) von Jean-Paul, an einen anonymen Sammler verkauft hat.

Da staunt auch Tim nicht schlecht, Foto: Cornelia Ganitta, Brüssel 2015

Doch nicht jeder glaubt der Geschichte um das Geschenk an den Castermann-Spross. Unter den Zweiflern ist auch Nick Rodwell, Ehemann von Hergés Witwe Fanny Vlamynck. Rodwell leitet die Gesellschaft Moulinsart, die das Erbe von Hergé verwaltet. Unter anderem betreibt Moulinsart das Hergé-Museum in Neu-Löwen. Entsprechend fällt auch das Urteil von Rodwell aus: „Das Bild gehört ins Hergé-Museum“. Und zwar am liebsten auf direktem Weg, also an einer Auktion vorbei.

Wegen ihrem ungeklärten Werdegang wurde der Verkauf der Zeichnung nicht nur von den Medien aufmerksam verfolgt, weshalb sich auch der Preis auf über drei Millionen Euro hochschaukelte. Mit der Auktion ist die Diskussion um die wahre Geschichte des Bildes nicht beendet. Was wirklich dahinter steckt, könnte wohl nur ein findiger Reporter mit seinem treuen Vierbeiner herausfinden.