Fernand Légers unbekannte Seite

... zu sehen im Kröller-Müller Museum Otterlo
Fernand Léger, Les fumées sur les toits, 1911-1912, Foto: Redivivus

Mit der Ausstellung „Fernand Léger und die Dächer von Paris“ widmet sich das Kröller-Müller Museum ab dem 19. November erstmals einem Wendepunkt in Légers Frühwerk: seiner Suche nach Abstraktion und der darin entscheidenden Rolle der Serie „Fumées sur les toits“. Außerdem gibt es eine Premiere: die Entdeckung eines versteckten Gemäldes.

Wendepunkt in seiner Karriere

Als Fernand Léger (1881-1955) in den Jahren 1911-1912 die Serie „Fumées sur les toits“ malt, befindet er sich an einem Wendepunkt seiner künstlerischen Laufbahn. Er hat sich radikal vom Stil seiner früheren Arbeiten verabschiedet und sucht zunächst vor allem Inspiration bei Paul Cézanne. Als er in Paris ein neues Atelier bezieht, nutzt er für seine motivischen Experimente die vielen Schornsteine ​​und Rauchschwaden, auf die er blickt. Légers Suche nach mehr Abstraktion und mehr Farbe mündet schließlich in kubistische Werke wie „Contrastes de formes“, die am Vorabend des Ersten Weltkriegs entstehen. Auch das Gemälde „La partie de cartes“ von 1917, das Helene Kröller-Müller für ihre Sammlung erwirbt und das einen Höhepunkt in Légers Schaffen darstellt, wäre ohne die „Fumées sur les toits“ nicht denkbar. Léger selbst betrachtete die Fumées-Serie als einen wichtigen Moment in seiner Karriere.

Verstecktes Gemälde

Herzstück der Ausstellung ist ein neu entdecktes Gemälde aus dieser Serie. Das Gemälde erscheint auf der Rückseite von Légers „Le quatorze juillet“, das 1999 von der Triton Collection Foundation erworben wurde. Es wurde bei kürzlich durchgeführten Restaurierungsarbeiten freigelegt.

Fernand Léger, Le quatorze juillet, 1912-1913, Foto: Redivivus
Fernand Léger, Les fumées sur les toits, 1911, Foto: Redivivus

Kontext

Den breiteren Kontext bilden die Werke der beiden Kubisten-Gruppen in Paris: Pablo Picasso und Georges Braque, die ihre Arbeiten hauptsächlich in der Galerie von Daniel-Henry Kahnweiler zeigten, und die Gruppe um Léger, die in den großen Salons auch ausstellte, darunter Robert Delaunay, Jean Metzinger und Henri Le Fauconnier.

Nachdenken über Léger

Zeitgleich mit „Fernand Léger und die Dächer von Paris“ präsentiert das Museum die Schau „Analogous to Léger“, in der Jan Robert Leegte (1973) und Harm van den Dorpel (1981) das Gemälde „Fumées sur les toits“ digital für die Jetztzeit reflektieren. 

Robert Delaunay, Étude pour `La Ville´, 1909-1910, Foto: Redivivus

Die Triton Collection Foundation, deren Leihgaben die Ausstellung ermöglichen, wurde 1996 gegründet und gehört derzeit zu den zweihundert bedeutendsten Privatsammlungen der Welt. Die Sammlung umfasst Gemälde und Skulpturen renommierter Impressionisten bis zu den aufstrebenden Künstlern von heute. Was die Künstler der Sammlung verbindet, ist ihre Innovationsfähigkeit. Sie waren und sind Pioniere ihrer Zeit. Die Triton Collection Foundation verfolgt den Ansatz, dass Kunst für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. Deshalb sorgt ein kontinuierliches Leih-Programm an über siebzig Museen weltweit dafür, dass ein großes Publikum die Werke der Sammlung genießen kann.

Gastkuratorin der Ausstellung ist Sjraar van Heugten, ehemalige Sammlungsleiterin des Van Gogh Museums und heute selbstständige Kunsthistorikerin.

„Fernand Léger und die Dächer von Paris“, 19.11.22 bis 02.04.23, Kröller-Müller Museum, Houtkampweg 6, 6731 AW Otterlo (NL). Internet: www.krollermuller.nl