Die andere Seite des Schauspielers

Jeroen Krabbés "Erträumte Paradiese" - ausgestellt in Zwolle
Jeroen Krabbé, Hiva Oa 2, 2018, Öl auf Leinwand 120 x 160 cm

Auf den Spuren von Paul Gauguin besuchte der Schauspieler und Maler Jeroen Krabbé die tropischen Inseln Tahiti, Hiva Oa und Martinique für die niederländische Fernsehserie "Krabbé sucht Gauguin“. Das Ergebnis ist eine Reihe von 12 Landschaften voller Farbe und Emotionen, die noch bis zum 5. Januar im Museum de Fundatie zu sehen sind.

Im Jahr 1891 wanderte Paul Gauguin (1848-1903) nach Tahiti aus. Er verließ Paris auf der Suche nach neuen Wegen in der Kunst. Der Zivilisation des industrialisierten Europa entrückt, hoffte er, in tropischen Paradiesen, in denen sich der Bruch mit der Natur noch nicht vollzogen hatte, das Wesen des Menschen zu finden. Nach der Emanzipation der bildenden Kunst zur Zeit der Romantik sowie dem grundlegenden Erlebnis des L’art pour l’art-Gedankens im Impressionismus, schien die Kunst einen Endpunkt erreicht zu haben. Die Wiedergabe eines Augenblicks, das Festhalten eines Lichtstrahls mit wenigen treffsicheren Pinselstrichen, wie es Monet so meisterhaft gelang, bedeutete einerseits eine Befreiung von der schweren Last der Bedeutung, andererseits aber auch eine Sackgasse. Große Begabungen, die nach dem Giganten Monet kamen, suchten nach anderen Richtungen in der Kunst. Sie definierten deren Bedeutung außerhalb des Bereichs von Farbe und Leinwand neu. Das tat Vincent van Gogh mit seinem sozialen Engagement und seiner Expressivität und das tat auch Paul Gauguin, indem er in eine Welt aufbrach, in der das Leben noch unverdorben war. Im "Paradies“ malte er seine Gemälde, die unsere Sicht auf die Kunst nachhaltig beeinflusst haben. Erträumte Paradiese, die einen neuen Weg fern der von Industiealisierung geprägten Metropolen aufzeigten.

Paul Gauguin, Frauen auf Tahiti, 1891, 61 cm x 91 cm
Jeroen Krabbé, Martinique – Grand Rivière Baie, 2018, Öl auf Leinwand 120 x 160 cm

2018 reiste Jeroen Krabbé für AvroTros’ Sendung "Krabbé sucht Gauguin“ nach Tahiti, Hiva Oa und Martinique. Vorher drehte er bereits Dokumentarfilme über Vincent van Gogh und Pablo Picasso. Seine Arbeit am Film über Gauguin inspirierte den Niederländer zu zwölf eigenen Gemälden, die im Museum de Fundatie gezeigt werden. Flimmernde Landschaften und Seestücke, die manchmal federleicht, oft aber auch tief und schwer anmuten, als wäre der Ozean bis an den Rand mit Monstern angefüllt. Sublime Bilder, in denen Schönheit und Gefahr scheinbar eng beieinanderliegen.

Jeroen Krabbé in seinem Atelier, Foto: Marit van der Meer

Jeroen Krabbé zeigte sich im Museum de Fundatie auf seiner großen Übersichtsausstellung im Jahr 2008 als Maler des Paradieses. Es sind Paradiese mit einer kritischen Note, denn es gibt in ihnen keine Menschen, weshalb sie aber sicher nicht weniger lieblich wirken. Der Künstler präsentierte in den darauffolgenden Jahren seine eindrucksvolle Serie zum Leben und zur Ermordung seines Großvaters Abraham Reiss. Danach zeigte er seine frühen Erinnerungen, in denen er die Kinderfantasie in fast surrealistischen Bildern darstellte. Holocaust und Jugend, dicht nebeneinander. Im Sommer des Jahres 2017 war die Landschaft um den Ort Dalfsen das Thema von Gemälden, die den Maler bis an die Grenze der Abstraktion führten. Nun hängen in Zwolle seine "Erträumten Paradiese“, für die Krabbé aus derselben Quelle wie Paul Gauguin schöpfte.

Drei Serien von Krabbé, die früher schon mal im Museum de Fundatie gezeigt wurden, werden im Kasteel het Nijenhuis in Heino/Wijhe präsentiert: "Der Untergang des Abraham Reiss“ (2010), "Dum Vivimus Vivamus(2013) und "Das späte Licht“ (2017). Das Ganze zu Ehren des Künstlers, der am 5. Dezember 75 Jahre alte wurde.

"Jeroen Krabbé - Erträumte Paradiese", 14.09.19 bis 5.1.20, Museum de Fundatie, Blijmarkt 20, 8011 NE Zwolle, Internet: https://www.museumdefundatie.nl/

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