Inszenierung der Stille

In der neuen Ausstellung des Kröller-Müller-Museums kann man zur Ruhe kommen ... und melancholisch werden
In der Ruhe liegt die Kraft. "Staging Silence" (2019), Foto: Kröller-Müller Museum, © Hans Op de Beeck

Mit der Ausstellung "Staging Silence" präsentiert das Kröller-Müller-Museum in Otterlo zwei kürzlich erfolgte Neuerwerbungen: das Video "Staging Silence 3" (2019) von Hans Op de Beeck und die Fotoarbeit "Breaking dawn forever" (2020) von Geert Mul. Den beiden Einkäufen werden eine Auswahl von Multimedia-Werken aus der Museumssammlung gegenübergestellt, in denen Stille, Reflexion und Kontemplation zentral stehen. "Staging Silence" (zu Deutsch etwa Inzenierung der Stille) ist die dritte und letzte Arbeit einer Foto- und Video-Serie des flämischen Künstlers (Turnhout,1969), die den Betrachter auf eine Reise durch eine trostlose Welt mitnimmt. In einem Mini-Filmset konstruieren und dekonstruieren zwei Paar anonyme Hände fiktive Landschaften und Innenräume. Der Mensch fehlt - bewusst: Er hat in dieser Welt keinen Raum. Vor einem Jahr bereits sorgte der Belgier mit seiner Arbeit "Sea Of Tranquility" im Schifffahrtsmuseum Amsterdam für Furore. Dort war die Nachbildung eines Ozeanriesen in einer Inszenierung zu sehen, die keinen Zweifel an der Kritik an Massentourismus und Kreuzfahrtindustrie ließ. 


Für das "Ewige Morgengrauen" fotografierte Geert Mul (Alphen aan den Rijn, 1965) eine 500 Jahre alte Eiche. Das Licht hinter dem Foto, das auf eine Glasplatte gedruckt ist, ändert sich alle 15 Minuten in Farbe und Intensität: vom grellen, kalten Mondlicht zum sachten Licht einer aufgehenden Sonne. Dadurch wird das Standbild in ein Filmbild umgewandelt. 

"Breaking Dawn Forever" (2020), Foto: Kröller-Müller Museum, © Geert Mul

Hans Op de Beeck und Geert Mul machen mit ihren inzenierten Stille-Performances den Lauf der Zeit greifbar. Auch die Werke von Lara Almarcegui (Zaragoza, 1972), Marinus Boezem (Leerdam, 1934), Hamish Fulton (London, 1946), Pierre Huyghe (Paris, 1962), Hermann de Vries (Alkmaar, 1931) und Jeff Wall (Vancouver, 1946) liefern Momente der Ruhe und Melancholie in einer sich immer schneller wandelnden Welt.

"Staging Silence", 10.10.20 bis 5.4.21, Kröller-Müller-Museum, Houtkampweg 6, 6731 AW Otterlo; Öffnungszeiten: Di-So und an Feiertagen: von 10:00 bis 17:00 uhr. Auch an den Montagen 21. und 28. Dezember geöffnet. Wie fast überall in diesen Tagen sind auch hier die Tickets nur online erhältlich: https://krollermuller.nl/

 

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