Gilbert & George sind Ehrengast der BRAFA 2019

Erste wichtige Kunstmesse des Jahres öffnet in der EU-Kapitale ihre Pforten
Gilbert & George, BEARD MAD 2016, 317 x 452 cm, Image courtesy Gilbert & George, White Cube and Albert Baronian

Mit Gilbert & George geht die 64. Ausgabe der BRAFA Art Fair an den Start. Vom 26. Januar bis zum 3. Februar flankieren fünf aktuelle Werke des legendären Künstler-Duos die mit 133 Ausstellern größte Kunstmesse Belgiens. 2018 verzeichnete sie mit 65.000 Besuchern einen neuen Rekord. „Kunst ohne Grenzen“ lautet das diesjährige Messe-Motto. Denn trotz eines soliden belgischen Anteils von 63 Prozent waren noch nie so viele internationale Aussteller (84 Galerien aus 16 Ländern, darunter fünf aus Deutschland) auf dem historischen Gelände von Tour- & Taxis im Norden der Stadt präsent. Ein perfekter Termin zu Jahresbeginn, die gute geografische Lage Brüssels im Zentrum der wohlhabendsten Regionen Europas sowie eine hohe Hotel- und Messe-Qualität seien dafür verantwortlich, so der Veranstalter in seiner Pressemitteilung.   

Kunst ohne Grenzen will den Blick schärfen für das „Fremde in der Kunst"

„Kunst ohne Grenzen“ heißt auch, weiterhin den Blick für Kunst aus allen Kontinenten und Kulturen zu schärfen, was seit jeher zu den Stärken der BRAFA zählt. Ob antike Büste, afrikanische Maske oder eine Skulptur des 20. Jahrhunderts: Zahlreiche Objekte aus Afrika, Amerika, Asien, dem Nahen Osten oder fernen Ozeanien lenken das Interesse auf kulturell diverse Kunst- und Ausdrucksformen. Ausgestellt wird in rund zwanzig Kategorien. Von archäologischer über asiatische Kunst, alte Meister, Stammeskunst, bis hin zur dekorativen Kunst, Schmuck, kostbaren Möbeln und Malerei des 21. Jahrhunderts reicht die Palette.

Was die wenigsten wissen: Alle auf der BRAFA gezeigten Werke müssen eine präzise Sicherheitsprüfung durchlaufen, die von rund einhundert unabhängigen Experten ausgeführt und parallel von einem wissenschaftlichen Labor sowie dem Art-Loss-Register begleitet wird. Mit dieser weltweit größten Datenbank verlorener und gestohlener Kunstwerke, die 1991 in Zusammenarbeit zwischen Auktionshäusern, internationalen Verbänden des Kunsthandels, Vertretern der Versicherungswirtschaft und der Stiftung International Foundation for Art Research gegründet wurde, will man der Verbreitung von gestohlenem oder unrechtmäßig erworbenem Kunstgut entgegenwirken.

Gilbert & George, with their Royal Academy medals, 2017, Photo by Getty Images Tristan Fewings
Early morning, The Artists set out for breakfast at Jeff’s Café in nearby Brune Street, Image courtesy Gilbert & George and White Cube
Gilbert & George, 2015, Image courtesy Gilbert & George

Gilbert & George

Gilbert & George sind zum ersten Mal als Ehrengast dabei und mit fünf großformatigen Fotomontagen an unterschiedlichen Stellen der Messe vertreten. Gilbert wurde 1943 im italienischen Thurn geboren; George 1942 in Plymouth, UK. Die beiden, die zumeist als Paar auftreten, inszenieren vor allem sich, ihr Leben, ihre Gedanken und Gefühle in großformatigen Werken. Sie verwenden dabei viele künstlerische Techniken, zu weiten Teilen in Mischform. Ihr Anliegen ist eine niedrigschwellige, einfach verständliche „Kunst für alle“ (vgl. Wikipedia). Ihre Werke sind inspiriert vom Alltag des populären Londoner East Ends mit seiner kosmopolitischen, nicht per se privilegierten Bevölkerung. Dabei werden Themen wie Sex, Religion, Korruption sowie Rassismus, Patriotismus, Angst, Sucht oder Tod in Szene gesetzt.

Die gemeinsame Ausstellungsbiografie ist lang: 51. Biennale von Venedig (2005), Turner Prize London (1984) und Carnegie International Pittsburgh (1985). Große Solo-Ausstellungen mit dem Duo gab es in der Whitechapel Art Gallery London (1971–72), der National Gallery Peking und dem Shanghai Art Museum (1993). Ferner im Stedelijk Museum Amsterdam (1995–96), dem Kunsthaus Bregenz (2002), der Kestner Gesellschaft Hannover (2004–05), der Tate Modern London, dem Haus der Kunst München (2007), dem Brooklyn Museum of Art New York sowie dem Philadelphia Museum of Art (2008). Auch präsentierten das Museum of Contemporary Art in Zagreb, das BOZAR in Brüssel (2010), die Deichtorhallen Hamburg, das Kunstmuseum Linz (2011) und die Küppersmühle Duisburg (2012) die Werke von Gilbert & George. Für die BRAFA nun wählte das Paar Bilder aus seinen jüngsten Serien: „Jack Freak Pictures” (2008), „London Pictures“ (2010), „Scapegoating Pictures“ (2013) und „Beard Pictures“ (2016).

Ergänzt wird das prestigeträchtige Duo durch einen weiteren Höhepunkt der Messe, der ROCAD („Royal Chamber of Art Dealers“). Anlässlich des hundertjährigen Bestehens dieses belgischen Händlerverbandes wurden dreißig Meisterstücke zusammengetragen, von denen jedes mittels eines Verbandmitgliedes an seinen Sammler oder ein Museum gelangte.


Die fünf deutschen Teilnehmer der Messe sind:

Eberwein (Göttingen/Paris) – Archäologie, Ägyptische Kunst

Brenske Gallery (München) – Russische und griechische Ikonen, Moderne Kunst

DIE GALERIE (Frankfurt am Main) – Kunst des 20. Jahrhunderts

Günter Puhze (Freiburg) – Archäologie

Röbbing (München) – Meißner und deutsches Porzellan, Möbel, Kunstobjekte


BRAFA, vom 26.1. bis 3.2.19, Tour & Taxis, Avenue du Port 88, Brüssel, Öffnungszeiten täglich von 11:00 bis 19:00 Uhr (Donnerstag bis 22:00 Uhr), Internet: www.brafa.art/de/home

The little harlequin, circa 1928, Anto Carte (Mons 1886-1954 Ixelles), Oil on canvas, 100 x 80 cm, Lancz Gallery
Impressionen BRAFA
Exotic birds, Jan van Kessel the Elder (Antwerp, 1626-1679), Oil on copper, 19.4 x 29.1 cm, Costermans
Impressionen BRAFA