Was lange währt, wird endlich gut...

Elfter Brunnen komplettiert internationales Kunstprojekt in Friesland
Foto: provincie Fryslân, Rattana Trairong

Ende gut, alles gut. Mit einiger Verzögerung wurde Ende Februar der letzte Brunnen im friesischen Dokkum eingeweiht. Damit schließt sich die Reihe der “Elf Brunnen”, dem - neben "Sense of Place" - größten internationalen Kunstprojekt der Europäischen Kulturhauptstadt Leeuwarden/Friesland 2018. Durch die komplexe Technik – der Brunnen formt verschiedene Eislagen – dauerte die Installation länger als erwartet. Er ist der einzige der elf Brunnen, der das ganze Jahr über betrieben wird, während die anderen zehn mit Eröffnung der touristischen Saison Ende März zum Laufen gebracht werden.

Entworfen wurde der “Ijsfontein” von der niederländischen Künstlerin Birthe Leemeijer. Die Form verweist nach einer “Skulptur”, die während des legendären kalten Winters 1963 in der Nordsee entstand. Der Brunnen ist nach der Fibonacci-Folge gestaltet, einer mathematischen Formel, die es ermöglicht, anhand der zur Verfügung stehenden Energie eine größtmögliche Menge Eis zu bilden. Mit der Fibonacci-Folge werden auch Wachstumsvorgänge bei Pflanzen beschrieben, die für eine optimale Schattenwirkung sorgen. Daher ist die „Ijsfontein“ von Bäumen umgeben, die im Herbst rote Blätter produzieren. Auch das wurde durch die Künstlerin mit Sorgfalt bedacht: Die Bäume beziehen sich auf den Kirchenreformer Bonifatius (von der Katholischen Kirche als „Apostel der Deutschen“ verehrt), der auf seiner Missionsreise im friesischen Dokkum getötet wurde. Außerdem spielt der Brunnen mit den natürlichen Elementen. So bildet er je nach Sonnenstand, Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Wind und Niederschlag andere Eisblumen und Muster. Die Energie für den Brunnen wird über Sonnenkollektoren erzeugt.

 

Kuratorin Anna Tilroe erklärt die Skulptur von Jaume Plensa in Leeuwarden, Fotos: Cornelia Ganitta
Die amerikanische Künstlerin Jennifer Allora vor ihrem Wal, der in Harlingen gestrandet ist

Elf Brunnen

Die “Elf Brunnen” wurden von der Amsterdamer Kunstkritikerin Anna Tilroe kuratiert und referieren an die sogenannte “Elfstedentocht” (Elf-Städtetour), die zuletzt im Winter 1997 stattfand und eine Art “Nationalheiligtum” der Niederländer darstellt. Auf Schlittschuhen führt die Strecke fast 200 Kilometer über Grachten und Kanäle durch elf Städte in Friesland. Aufgrund des Klimawandels ist es fraglich, ob diese legendäre Tour jemals wieder stattfindet, da hierfür eine Eis-Mindestdicke von 15 cm benötigt wird.

Mit den elf Brunnen, die das Element Wasser (zum Teil in Form von Eis) beinhalten, wurde nun - wenn auch nur als schwacher Trost für die eislaufverrückten Niederländer - ein Ersatz geschaffen. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Boot kann man die einstige Strecke heute erwandern, -laufen oder abfahren. Alle Routen sind einzusehen unter: https://www.friesland.nl/nl/ontdek/1000-routes/elfstedenroutes oder mittels der App: https://www.friesland.nl/nl/blog/historie/routes-friesland-style-is-gelanceerd 

Der "Fortuna-Brunnen" von Stephan Balkenhol in Sneek
Johan Creten mit Anna Tilroe vor seiner Fledermaus in Bolsward
Der Franzose Jean-Michel Othoniel erläutert seinen Brunnen in Franeker

Die Künstler/-innen im Einzelnen sind:
Bolsward - Johan Creten (Belgien) / Dokkum - Birthe Leemeijer (Niederlande) / Franeker - Jean-Michel Othoniel (Frankreich) / Harlingen - Jennifer Allora & Guillermo Calzadilla (USA/Kuba) / Hindeloopen - Shen Yuan (China) / IJlst - Shinji Ohmaki (Japan) / Leeuwarden - Jaume Plensa (Spanien) / Sloten - Jorge & Lucy Orta (Argentinien/Großbritannien) / Sneek - Stephan Balkenhol (Deutschland) / Stavoren - Mark Dion (USA)