Der Schattenmann

Auf den Spuren von Anthonis van Dyck in München
Anthonis van Dyck, Die Heilige Familie in einer Landschaft, um 1630, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, München

In ganz Europa wurde er gefeiert für seine Porträts von Fürsten, Feldherren, Künstlern und (vermeintlichen) Schönheiten seiner Zeit. Anthonis van Dyck (1599–1641) war ein Meister des Genres. Doch der Weg zum Ruhm war kein einfacher für den flämischen Künstler: Seine künstlerischen Anfänge standen im Schatten des berühmten Peter Paul Rubens, dem gleichermaßen bewunderten wie fast übermächtigen Vorbild, das seine frühen Historienbilder prägte. Erst in Italien, unter dem Einfluss der venezianischen Malerei, von Tizian und Tintoretto, fand er seinen eigenen Weg.

Jetzt ist dem Maler eine große Ausstellung in der Alten Pinakothek in München gewidmet. Sie bringt dem Besucher eine Künstlerpersönlichkeit nahe, die zeit ihres Lebens auf der Suche war nach der eigenen, kreativen Identität.

Sein vermutlich frühestes Selbstbildnis im Alter von 15 Jahren, Anthonis van Dyck, um 1615, © Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste, Wien
Anthonis van Dyck, Selbstbildnis, um 1620/21 und 1627, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Alte Pinakothek, München

Die intensive Auseinandersetzung mit seinen Vorbildern führte Van Dyck letztlich von der Historien- zur Porträtmalerei, mit der er zu einem der bekanntesten und gefragtesten Maler seiner Zeit aufstieg. Der hohen Nachfrage begegnete er mit effizienten Produktionsmethoden und einer arbeitsteilig organisierten Werkstatt. Die in der Pinakothek präsentierten Einblicke beruhen auf den Ergebnissen eines mehrjährigen Forschungsprojekts zum Münchner Van Dyck-Bestand, dessen Ziel es war, zu einer genaueren zeitlichen Einordnung der Gemälde zu kommen. Damit sollte der Entwicklung der spezifischen künstlerischen Handschrift auf den Grund gegangen werden. Was wurde von Van Dyck eigenhändig gemalt und was von oder unter Beteiligung seiner Werkstatt?

Forschungsarbeiten, Anfertigung von Infrarotreflektogrammen, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Forschungsarbeiten, RFA-Imaging in der Galerie, beobachtet von Besucherinnen, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Foto: Sibylle Forster

Anhand von Röntgenaufnahmen und Infrarot-Reflektogrammen, die in der Ausstellung gezeigt werden, lässt sich insbesondere an den frühen Historiengemälden nachvollziehen, wie Van Dyck Kompositionen entwickelte, wieder verwarf und überarbeitete, bis sie seinen Vorstellungen entsprachen. Die Erkenntnisse der Bildgenese und Arbeitsmethoden geben zugleich Aufschluss über eine der produktivsten Künstlerwerkstätten des 17. Jahrhunderts.

Ausstellungsaufbau, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Foto: Haydar Koyupinar
Ausstellungsansicht, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Foto: Haydar Koyupinar

Mit rund 100 Exponaten, darunter zahlreiche Leihgaben von Museen und Privatsammlungen in Europa und den USA, zeichnet die Ausstellung die künstlerische Entwicklung des Flamen nach. Sie steht unter der gemeinsamen Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Seiner Majestät Philippe, dem König der Belgier und ist bis zum 2. Februar 2020 zu sehen. Adresse: Alte Pinakothek, Barer Str. 27, 80333 München, Internet: https://www.pinakothek.de/