Der Fotograf und das afghanische Mädchen

Steve McCurry auf Ausstellungs-Tour
2x Sharbat Gula. Steve McCurry vor seinen berühmten Fotos der Afghanin. Das Foto links stammt aus dem Jahr 1984, das Foto rechts von 2002. (usage worldwide)

My life is shaped by the urgent need to wander and observe, and my camera is my passport.
– Steve McCurry

Antwerpen. Wer kennt es nicht, das Bild von der jungen Afghanin mit den smaragdgrünen Augen? 1984 erschien es im National Geographic Magazin und sollte fortan um die Welt gehen. Die Ausstellung "Die Welt des Steve McCurry" war schon in vielen Ländern zu sehen. Jetzt macht sie auch Station in der Waagnatie in Antwerpen. Neben den Bildern von Sharbat Gula werden noch 198 weitere Fotos im Großformat gezeigt, darunter einige, die erst vor kurzem entstanden sind und solche, die zum ersten Mal überhaupt zu sehen sind. Dadurch wird die Antwerpener Ausgabe zur größten Retrospektive des amerikanischen Fotogafen, der auf eine mehr als 40-jährige Karriere zurückblicken kann. 

Steve McCurry

Steve McCurry (23.4.1950 in Philadelphia, USA) studierte Film und Geschichte an der Pennsylvania State University und schloss mit einem Bachelor of Arts ab. Danach arbeitete er zunächst zwei Jahre lang für eine Lokalzeitung, bevor er als freiberuflicher Fotograf nach Indien ging. Internationale Bekanntheit erlangte er durch seine Dokumentation der sowjetischen Intervention in Afghanistan. Für diese Reportage wurde er 1980 mit der Robert Capa Gold Medal ausgezeichnet. 1986 wurde er Mitglied der Fotografenagentur Magnum. Anfang 1989 begleitete er den Journalisten Edward Giradet bei einer Reportage nahe Asadabads und traf dort zufällig in einer Gruppe anderer Mujahedin Osama bin Laden. 

McCurry berichtete aus zahlreichen Kriegen weltweit, unter anderem über den Iran-Irak-Krieg, den Zerfall des früheren Jugoslawiens, aus Beirut, Kambodscha, Tibet, dem Jemen, den Philippinen und dem Golfkrieg. Aber auch in Indien und Peru hat er fotografiert. Immer wieder kehrte er nach Afghanistan zurück (wie übrigens viele seiner Kollegen/-innen auch, z. B. Anja Niedringhaus).

Nachdem McCurry jahrelang Kodachrome-Film verwendete – laut eigener Aussage verfügt er über eine Sammlung von 800 000 Kodachrome-Dias – wurde ihm 2010 die letzte Rolle Kodachrome 64 aus der Produktion zur Verfügung gestellt.

McCurrys bekanntestes Foto ist das des “Afghanischen Mädchens”. In dem Flüchtlingslager Nasir Bagh gelang ihm 1984 das Portrait einer jungen Frau mit intensiv grünen Augen. Die plakative Wirkung dieses Fotos ist so enorm, dass es im Juni 1985 auf das Cover von National Geographic kam und seitdem unzählige Male gedruckt wurde. Im Jahr 2002 konnte die Identität des Mädchens ermittelt werden. National Geographic hatte eine Expedition unter Teilnahme McCurrys organisiert, der es gelang, Sharbat Gula zu finden.

McCurry wurde vielfach ausgezeichnet. Bei der Wahl zum Pressefoto des Jahres (World Press Photo) gewann er 1985 vier erste Preise in vier Disziplinen und 1992 zwei erste Preise. Er wurde mehrmals zum Photographer of the Year gewählt und ist seit 2005 Ehrenmitglied der Royal Photographic Society of Great Britain. Seine Bilder wurden u. a. im Museum für Kunst und Gewerbe (Hamburg), im Palazzo della Penna (Perugia), im Museum für Gestaltung (Zürich) und vielen weiteren Galerien und Museun ausgestellt.

The World of Steve McCurry, 12.5. bis 10.10.21 in der Waagnatie Antwerpen, Rijnkaai 150, 2000 Antwerpen. Internet: https://www.stevemccurryexpo.com/

Weitere Steve McCurry-Schauen sind aktuell zu sehen in:

Ernst Leitz Museum Wetzlar ("The Eyes of Huanity" von Steve McCurry, bis 10. Oktober 2021)
Maag Halle Zürich (bis 20. Oktober 2021)

 

 

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