Das Innerste nach Außen kehren

Blaue Reiter- und Brücke-Maler im Museum Singer in Laren
August Macke, Großer Zoologischer Garten, 1913, Öl auf Leinwand, Kollektion Museum Ostwall im Dortmunder U

Anfang des 20. Jahrhunderts beschlossen die Brücke- und Blaue Reiter-Künstler, sich dem damals vorherrschenden Kunststil (Romantik, Realismus, Historienmalerei) zu widersetzen. Anstatt die Realität originalgetreu wiederzugeben, kehrten sie "das Innerste nach außen", um ihrem Gefühlsleben Ausdruck zu verleihen. Der Expressionismus war geboren. Jetzt ist eine feine Auswahl jener Bilder im Museum Singer in Laren, rund 30 km südöstlich von Amsterdam, zu sehen.

Die Gemälde stammen aus dem Museum Ostwall in Dortmund. Dessen ehemalige Direktorin, Leonie Reygers (1905-1985), begann nach Ende des Zweiten Weltkriegs sukzessive mit dem Ankauf zahlreicher Werke expressionistischer Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner, Paula Modersohn-Becker und Emil Nolde.

Ernst Ludwig Kirchner, Die Stafelalp bei Mondschein, 1919, Öl auf Leinwand, Kollektion Museum Ostwall im Dortmunder U

Einen besonderen Höhepunkt der Sammlung bildet das Triptychon "Großer Zoologischer Garten" (1913) von August Macke, das nur selten außer Landes zu sehen ist und in dem die leuchtenden Farben und die geometrischen Formen des Expressionismus beispielhaft zusammentreffen. Im Dritten Reich galt ein Großteil dieser Kunst wegen ihrer groben Pinselstriche und dargestellten Emotionen als verfemt oder auch "entartet": Als Beispiel hierfür sei Max Beckmann genannt, von dem 1937 gleich mehrere Gemälde in der Schau über "Entartete Kunst" im Münchener Haus der Deutschen Kunst (heute: Haus der Kunst München) präsentiert wurden. Nach seiner Flucht 1937, verbrachte er zehn Jahre in den Niederlanden, bevor er 1947 in die USA emigrierte. Nun hängen seine Bilder und die anderer berühmter deutscher Expressionisten, darunter jene der Brücke-Künstler Kirchner, Heckel, Müller und Nolde sowie der des "Blauen Reiters" (Kandinsky, von Jawlensky, Marc und Macke) im Singer Museum Laren. Daneben sind Arbeiten der frühen Expressionistin Paula Modersohn-Becker und ihrer sozial engagierten und politisch motivierten Kollegin Käthe Kollwitz ausgestellt. Die Schau basiert auf einer Austausch-Kooperation mit dem Museum Ostwall, in dem zeitgleich eine Ausstellung zur Holländischen Moderne zu sehen ist.

"Duitse Expressionisten" läuft bis zum 25. August im Singer Museum Laren, Oude Drift 1, 1251 BS Laren.