DIT IS CAS

Rotterdam würdigt die niederländische Foto-Ikone Cas Oorthuys

Nie ging er ohne seine Kamera aus dem Haus. Oft trug er gleich zwei oder drei um den Hals. Cas Oorthuys (1908-1975), der fast sein ganzes Leben damit verbrachte, Fotos zu machen, gilt als Ikone der niederländischen Fotografie. Jetzt ist dem Holländer im Nederlands Fotomuseum in Rotterdam eine erste große Retrospektive mit 300 Vintage Prints und Dutzenden Büchern (Bildbände und Reiseführer) gewidmet. Keine leichte Auswahl angesichts eines halbe Million Fotos zählenden Bildarchivs. 

In die Stadt an der Maas kam der Fotograf und Gestalter von Bucheinbänden, dessen voller Name eigentlich Casparus Bernardus Oorthuys lautete und der Zeit seines Lebens in Amsterdam wohnte, immer wieder gern. Hier bekam er die für ihn passenden Motive wie Industriebauten oder Hafenmilieu vor die Linse. Hier konnte er – nach dem Krieg – die architektonische Entwicklung hin zu einer Metropole festhalten, die im Mai 1940 dem deutschen Bombardement zum Opfer fiel. Wofür ihn die Niederländer besonders schätzen ist sein Fotobuch von 1944/45. Als Mitglied des Widerstands gegen die deutsche Besatzung fotografierte Oorthuys verbotenerweise das Elend, das in jenem Hungerwinter besonders über die dicht besiedelten Provinzen Nord- und Südholland hereinbrach. 4,5 Millionen Menschen waren davon betroffen mit bis zu 22.000 geschätzten Hungertoten. Oorthuys´ Foto einer ausgemergelten Frau, die ein Stück Brot in der Hand hält, wurde zum internationalen Symbol gegen menschliches Leid in Kriegszeiten und von Kurator Edward Steichen für seine „Family of Man“-Ausstellung in New York 1955 (der größten jemals gezeigten Fotoschau) ausgewählt. 

Nederlands Fotomuseum Rotterdam: Dit is Cas, 15.09.18 bis 13.01.19

Internet: www.nederlandsfotomuseum.nl

 

Cas Oorthuys, Kreta 1958
Cas Oorthuys-Ausstellungsfotos: Cornelia Ganitta
Cas Oorthuys, Verkehrschaos in Paris
Cas Oorthuys, Hungerwinter 1944/45
Cas Oorthuys, städtebauliche Ingenieurskunst