Ann Demeester zieht´s in die Schweiz

Haarlemer Museumsdirektorin übernimmt die Leitung vom Kunsthaus Zürich
Ann Demeester wird ab Januar 2023 das Kunsthaus Zürich leiten. Foto: Jacqueline de Haas

Haarlem/Zürich. Das Personal-Karussel dreht sich weiter: Nach Rein Wolfs, der von Bonn nach Amsterdam wechselte und Hetty Berg, die wiederum von Amsterdam nach Berlin wechselte, kündigt sich nun ein neuer Stellenwechsel an. So wird die Direktorin des Frans Hals Museums, Ann Demeester, ab 2023 das renommierte Kunsthaus Zürich leiten. Seit 2014 steht die gebürtige Belgierin (Jahrgang 1975) an der Spitze des - wenn auch kleineren, so doch ebenfalls renommierten - Frans Hals Museums, wo sie einen bedeutenden Kurswechsel vollzogen hat. „Die einzigartige Herausforderung, ein enzyklopädisches Kunstmuseum in der Schweizer Kulturhauptstadt zu leiten, ist eine große Ehre. Ich freue mich darauf, dort zu arbeiten, in dem Wissen, dass ich das Frans Hals Museum bald mit einem exzellenten Führungsteam und einem neuen Direktor in guten Händen verlasse", so die Museums-Direktorin. Ihren Posten in Haarlem wird sie bereits zum 1. Februar 2022 abgeben.

Das Kunsthaus Zürich verfügt über eine jahrhundertelange Sammlung von Rembrandt und Van Gogh bis hin zu Picasso und Rist. Das Museum zeichnet sich unter anderem durch die umfangreiche Sammlung von Werken von Alberto Giacometti und Edvard Munch aus. Die räumliche Erweiterung durch den Architekten David Chipperfield in diesem Herbst und die Ergänzung um zwei Sammlungen (Bührle und Looser) mit französischen Impressionisten bzw. amerikanischer Kunst der 1950er bis 1970er Jahre machen das Kunsthaus zum größten Museum der Schweiz.

Inhaltlich und geschäftlich viel erreicht

Frans Corpeleijn, Aufsichtsratsvorsitzender des Frans Hals Museums, gratuliert Ann Demeester, die sich gegen vierzig weitere Bewerberinnen und Bewerber durchgesetzt hat, zu ihrer ehrenvollen Ernennung: „Wir sind nicht überrascht, dass sich das internationale Komitee mit Vertretern des Metropolitan Museum in New York, des Städel Museums in Frankfurt und der Tate Modern in London für Ann entschieden hat und wünschen ihr spannende Herausforderungen und museale Möglichkeiten in Zürich. Wir danken ihr für die erfolgreiche Führung unseres Museums und werden ihr Engagement, ihre Kampfbereitschaft und ihren Humor vermissen.“ Unter ihrer Leitung hatte das Museum viele Highlights, darunter die bahnbrechende Ausstellung "Frans Hals und die Moderne" 2018. Auch die museologische Heirat zwischen den beiden Haarlemer Standorten 'Hof' und 'Hal', die einzigartigen Kooperationen mit dem Museum M in Leuven, dem Amsterdam Museum und MASP in Sao Paulo sowie die Pläne für das Frans Hals Knowledge Center sind ihrer Initiative zuzuschreiben. 

Corpeleijn weiter: „Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht hat Ann viel erreicht, unter anderem die Professionalisierung des Teams und den Aufbau von Fundraising, wodurch das Museum erstmals in seiner Geschichte über einen Kreis privater Spender und gestiegene eigene Einnahmen verfügt von 20 % bis 48 %. Trotz der enormen Budgetkürzungen der Gemeinde Haarlem, mit denen sie Ende 2013 die Direktion angetreten hat, und des Kampfes mit knappen kommunalen Zuschüssen ist es ihr und ihrem Team gelungen, ein Museum mit einem reichhaltigen Ausstellungs- und Vermittlungsprogramm und einer guten Beziehung zur Stadt aufzubauen." 

Botschafterin für Kunst und Museumswesen

Laut NZZ vom 15. Juli wird die Literaturwissenschaftlerin Ann Demeester "garantiert frischen Wind ins Kunsthaus und in die gesamte Zürcher Kunstlandschaft bringen." Für die Wahl gibt die NZZ weiter an: "Einer der entscheidenden (Gründe) lautet, dass Ann Demeester offenbar über eine ausgezeichnete Fähigkeit verfügt, ein Museum als kreatives Zentrum zu etablieren und dafür bei der Belegschaft den Teamgeist zu fördern. Aus ihrer Erfahrung als mehrjährige Leiterin eines Altmeister-Museums versteht sie es überdies, traditionelle Sammlungen in einen zeitgenössischen Kontext zu stellen und Kunst vergangener Epochen mit jener der Gegenwart so zu kombinieren und zu beleben, dass sich immer wieder neue Perspektiven eröffnen." In den Niederlanden gelte Ann Demeester, so die NZZ, als "angesehene Botschafterin für bildende Kunst im Allgemeinen sowie für das Museumswesen im Speziellen. Sie ist überdies bekannt dafür, einen lebendigen Dialog mit Politik, Medien und der Öffentlichkeit zu pflegen. Das entspricht den Anforderungen des Museums des 21. Jahrhunderts, das immer mehr Kreise der Gesellschaft zu erreichen und zu integrieren imstande sein muss."

"Kunst ist Sex fürs Gehirn": im nachfolgenden (niederländischen) VPRO-Beitrag erläutert Ann Demester die "Systemrelevanz" von Kultur - nicht nur in Zeiten von Corona: 

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